Fünf geflüchtete Familien konnten die Integrationsbeauftragten Daniela Plugge und Martina Hägermann der SPD melden: Ihnen sollten geschmückte Weihnachtsbäume geschenkt werden.

Nicht ohne Diskussion wurde diese Idee vom Genossen Heino Hüncken aufgenommen: Würde man die Familien mit dem christlichen Brauch zu sehr bedrängen? Die Idee setzte sich insofern durch, als gerade der Weihnachtsbaum im Rahmen des Festes kein christliches Symbol ist. So hat zum Beispiel die katholische Kirche erst in den 80er-Jahren erlaubt, einen Weihnachtbaum auf dem Petersplatz in Rom aufzustellen. Es geht vielmehr darum, dass über den Brauch, zu dem Fest einen Weihnachtsbaum aufzustellen, die geflüchteten Erwachsenen mit ihren Kindern einbezogen werden in das typisch deutsche Geschehen, das Fest unterm Baum zu feiern. So haben die Fraktion und der Vorstand mit voller Unterstützung von Katharina Lehmann und Leo Mahler die Idee geteilt. Ingrid Rauner, Werner Strauch und Volker Reffken waren mit Heino Hüncken dann auf dem Mehrgenerationenplatz zur Stelle, um die fünf Bäume gemeinsam mit den Familien zu einem kleinen Weihnachtswald aufzubauen: Ständer, Spitzen, Kugeln und Lichterketten mit Batterien,  samt Säge und Beil hatte Heino Hüncken dabei. Sogar die typischen Schoko-Kringel wurden mit aufgehängt, allerdings von den Kindern und Erwachsenen vorab auch „getestet“.  Schließlich war der Weihnachtswald fertig: Die Bäume standen festlich geschmückt da. Werner Strauch und Leo Mahler brachten sie einzeln mit dem Bollerwagen zu den Wohnungen  –  bis in die Stuben hinein. Für den weiteren Weg in die Häusler Heide nahmen dann die vierzehnjährige Bita und Leo verbotenerweise bei zwei Bäumen auf dem Autohänger Platz. Es gab nur freundlich winkende Autofahrer, die diese Fahrt durch den Ort mit den geschmückten Bäumen auf dem Hänger wahrnahmen.

Welchen Stellenwert die Teilhabe an einem Brauch für das Miteinander von Geflüchteten und Einheimischen hat, ist noch zu reflektieren. Fest steht, dass sich Menschen, die sich sonst nicht begegnen würden, näher kommen: Menschen nehmen sich als Mitmenschen wahr. Vertrauen wächst. Nach Einschätzung der beteiligten Genossen stand fest: Die Begegnung mit den Geflüchteten und das gemeinsame Tun waren eine Erfahrung der Integration auf beiden Seiten. Es müssen mehr Begegnungsmöglichkeiten mit breiterer Beteiligung geschaffen werden, wenn Integration gelebt werden soll.

Übrigens: Nach Auskunft aus dem Rathaus war es das erste Mal, dass eine Gruppe außerhalb der Boule- und Schachfreunde den Mehrgenerationenplatz nutzte.

Thorsten Gajewi